Macht Fernsehen Frauen

Der Einfluss des Fernsehens auf die Berufsorientierung von Mädchen und jungen Frauen
In der Fortsetzung unserer Veranstaltung "Girls go busi­ness - wer geht mit?" 2007, hinterfragen wir jetzt den Einfluss des Fernsehens auf das immer noch einge­schränkte Berufswahlspektrum von Mädchen. Dabei werden die Themen "stereotype, weibliche Rollenmu­ster" und "Vorbildfunktion von TV-Protagonistinnen" beleuchtet und diskutiert. Beispiele guter Praxis liefern wir als Denkanstöße mit.

Seit über 30 Jahren zeigen zahlreiche Untersuchungen zur Vorbildfunktion von Mädchen- und Frauengestalten im Fernsehen, dass diese Frauenbilder Mädchen we­nig dazu motivieren, aus Rollenklischees auszubrechen und ein starkes Selbstbewusstsein als Frau zu entwi­ckeln. Weibliche Rollen sind inzwischen zwar vielfäl­tiger, Frauen dürfen auch frech, klug und stark sein, trotzdem sind Männer, jüngere oder ältere, die Hel­den des Programms. Sie werden über ihr Handeln und Frauen über ihr Aussehen definiert. Und Achtung: Me­dien beeinflussen die Vorstellungen (nicht nur) junger Menschen von der Realität. Frauen im Fernsehen sind blonder, dünner, kinderloser, jünger, gesünder und vor allem "seltener" als im wirklichen Leben. Wir fragen da­nach, welche Rahmenbedingungen wie verändert wer­den müssen, um Mädchen über den Bildschirm positive und realistische Impulse für ihre Lebensgestaltung und Berufsplanung zu vermitteln.

Auch wenn die Forschung dazu in Deutschland noch recht dünn gesät ist, scheint der Zusammenhang doch deutlich: Junge Menschen orientieren sich bei ihrer Be­rufswahl stark an TV-Vorbildern. Allerdings wird hier selten geschlechtsspezifisch analysiert. Studien in den USA, Belgien und England weisen nach, seit Kommis­sarinnen, (Gerichts-)Medizinerinnen und Anwältinnen immer häufiger über den Bildschirm flimmern, wachsen die Berufswünsche von Mädchen und jungen Frauen in diesen Feldern.

Wenn Jugendliche im Fernsehen Berufe wahrnehmen, findet dies hauptsächlich über Daily Soaps statt. Knapp 900.000 schauen täglich Vorabendserien wie "Verbote­ne Liebe", "GZSZ (Gute Zeiten, schlechte Zeiten)" und "Marienhof". Allerdings ist die hier dargebotene TV-Be­rufswelt rosarot verzerrt und konzentriert sich wieder auf ein enges Spektrum. 20-jährige steigen ohne Abitur als Werbeprofi auf, betreiben ihre eigene Bar oder ma­nagen ganze Firmenimperien. Wir stellen Ansätze vor, die aufzeigen, dass gerade das Soap-Format ein großes Unterstützungspotential für die Berufwahlreifung und -orientierung bietet.

Damit die Ingenieurin, Installateurin oder Automecha­nikerin keine Einzelfälle in der Fernsehlandschaft blei­ben, sind bereits öffentlich geförderte Projekte am Start. Die große Ausstrahlungskraft der TV-Serien, Soaps und Fernsehdramen soll genutzt werden, um neue weibliche Rollenbilder zu transportieren.

Wir möchten mit Programmverantwortlichen, Fernseh­kritikerInnen, ExpertInnen in der Berufswahlorientie­rung und Ihnen diskutieren wie Fernsehen für die Be­rufsorientierung von Mädchen und jungen Frauen po­sitiv genutzt und neue Wege beschritten werden kön­nen.