Haushaltsnahe Dienstleistungen: Herausforderungen und Potentiale für ältere Menschen und die Beschäftigungspolitik

Die demografische Entwicklung unserer Gesell­schaft ist auch mit einem steigenden Bedarf an haushalts- und pfle­genahen Dienstleistungen verbunden. Denn die Zahl der älteren, hilfe- und pflegebedürftigen alleinstehenden Menschen und hier vor allem der Frauen, wird in den nächs­ten Jahren erheblich zunehmen. Gleichzeitig wird die Bedeutung der familiären Unterstüt­zungsnetze ab­nehmen. Auch heute schon lassen sich die Pflege An­gehöriger und berufliche An­forderungen kaum miteinan­der verbinden.

Dienste, die auf eine Unterstützung von Privat­haushalten abzielen, erhalten und verbessern nicht nur die Lebens­qualität von älteren Men­schen. Sie dienen auch der Entlastung von unter­stützenden und pflegenden Ange­höri­gen. Und nicht zuletzt bestehen in diesem Sektor Wachs­tumspotentiale für den Arbeitsmarkt, auch für Erwerbssu­chende mit einfachen Qualifikationen, die bisher große Schwierigkeiten haben einen existenzsi­chernden Arbeits­platz zu finden.

Die tatsächliche, offizielle Nachfrage ist erheblich niedri­ger als die errech­nete. Denn nach wie vor wird ein sehr hoher Anteil haushaltsbezogener Dienstleistun­gen in Schwarzarbeit bzw. nicht gemeldeter ge­ringfügiger Be­schäf­tigung erbracht. Gleichzeitig gibt es noch zu wenig Angebote an passge­nauen, bezahlbaren personen- und haushalts­nahen Dienstleistungen. Dies führt oft auch zu einer unnötigen Heimunterbringung. Gründe für die vie­ler­orts geringe Inanspruchnahme bestehender Dienste sind sicherlich in der mangelnden Zahlungsfähig­keit vieler Einkommensgruppen, einer ausge­prägten Präfe­renz älterer Menschen sich von Angehörigen versorgen zu lassen sowie der Intransparenz bestehender Ange­bote zu suchen. Der Angebotsmangel führt auch dazu, dass zu­neh­mend Osteuropäerinnen zu Dumpinglöhnen in Haushalten mit Pflegebedürftigen beschäftigt werden. Die Arbeits­bedingungen erinnern nicht selten an Leibei­genschaften.

Ziel der Tagung ist es, vor dem Hintergrund stetig wach­sender Bedarfe und Nachfragen älterer Menschen und pflegender Angehöriger einer­seits und der zu erwarten­den Beschäftigungsef­fekte anderseits folgende Fragen zu beleuch­ten:

     

  • Wie sehen die tatsächlichen Bedarfe älterer und pflegebedürftiger Menschen sowie pflegender An­gehöriger an haushaltsbezogen und pflegeergänzenden Dienstleistungen aus?
  • Wie kann den unterschiedlichen Interessen, Wün­schen und Kompetenzen von Män­nern und Frauen Rech­nung getragen werden?
  • Was bestimmt die Nachfrage am Markt und wie müssen die Angebote aussehen?
  • Welche Rahmenbedingungen müssen verbes­sert werden, damit  sich AnbieterInnen von haushaltsna­hen Dienstleistun­gen am Markt besser behaupten kön­nen?
  • Wie kann dieses Dienstleistungsangebot auch Haus­halten mit geringerem Ein­kommen zugänglich gemacht werden?
  • Wie kann das Beschäftigungspotenzial in diesem Sektor auch für schwervermittel­bare Personen nutz­bar ge­macht wer­den?
  • Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es?
  • Welche qualitativen Anforderungen müssen an die Beschäftigungsverhältnisse gestellt werden?
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Die Ergebnisse möchten wir in erste Schritte für ein Handlungskonzept zur Weiterentwicklung von pflege- und haushaltsnahen Dienstleistungen münden lassen. Es soll sowohl der besonderen Betrof­fenheit von Frauen als der Mehrheit der älteren und pflegebedürftigen Men­schen, der pflegen­den Angehörigen und der Arbeitneh­merInnen in diesem Themenfeld als auch den ge­schlechtsspezifischen Anforderungen an die Angebote Rechnung tragen.

 

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