Frauen in Not - grundversichert oder weiter verunsichert?
Knapp 1000 Tage seit Einführung von Hartz IV werden wir die Auswirkungen für Frauen in Notsituationen erneut kritisch beleuchten und diskutieren. Denn Hartz IV und Schuldenfalle sind weiterhin Angst machende Schlagwörter:
Die neue Elterngeldregelung macht Hartz IV-Beziehende zu VerliererInnen. Migrantinnen dürfen nur nachrangig vermittelt werden. Kinderarmut hat in NRW ein Rekordniveau erreicht. Es fehlen Mittel für Schulessen und Lehrmaterialien. Unter-25-Jährige, die bei den Eltern leben, erhalten nur noch 80% des Regelsatzes. Frauen im Leistungsbezug, die Kontrazeptiva nicht finanzieren können, werden ungewollt schwanger. Trotz Eintritt einer Schwangerschaft und dem Wunsch, mit dem werdenden Vater zusammenzuleben, wird unter-25-Jährigen die Anmietung einer eigenen Wohnung verwehrt. Lebensgemeinschaften werden gefährdet, weil eine Einsatzpflicht für die Kinder des Partners besteht. Das Zusammenleben mit anderen Menschen wird ohne weitere Prüfung als Bedarfsgemeinschaft qualifiziert. Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen fühlen sich häufig in ihren Berufswünschen nicht ernst genommen und in Werkstätten abgeschoben. Es fehlt an qualifizierter Fachberatung auf regionaler Ebene. Seit Einführung von SGB II und SGB XII weisen Frauenhäuser, Verbände und Multiplikatorinnen auf mögliche Probleme bei der Umsetzung aus Sicht gewaltbetroffener Frauen hin. Nach wie vor besteht bundesweit eine zum Teil unterschiedliche Praxis der Leistungsträger. Die Chancen für Frauen, ihren gewalttätigen Partner zu verlassen und eine gewaltfreie Lebensperspektive für sich und ihre Kinder aufzubauen, werden weiterhin vielerorts durch eine restriktive Umsetzung des SGB II beeinträchtigt.
Wir bieten ExpertInnen und Betroffenen mit dieser Veranstaltung ein Forum, in dem Erfahrungen und Informationen zur Durchsetzung von Leistungsansprüchen gesammelt und ausgetauscht werden können. Diskutieren wollen wir insbesondere in den Workshops, welche Unterstützung Betroffene in der Beratung brauchen. Durch den Austausch von Beispielen guter Praxis wollen wir die BeraterInnen vor Ort in ihrer Arbeit stärken. Nicht zuletzt möchten wir Erfahrungen mit dem Thema Elterngeld zusammentragen. Aus den Ergebnissen der Veranstaltung werden wir erneut Forderung an Politik sowie Verwaltung formulieren und hier einbringen.
Neue Forderungen an die Politik, Verwaltung und ARGEn, Februar 2008
Frauen in Not - grundversichert oder weiter verunsichert?
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